EIN NEUES EI ENTSTEHT

Immer wieder werde ich gefragt: WIE LANGE ARBEITEN SIE AN EINEM EI?

Um Ihnen einen Einblick in die Arbeitsschritte zu geben, die zu erfolgen haben, ehe ein Ei oder eine Geschenkkarte zum Verkauf steht, möchte ich Ihnen die einzelnen Arbeitsschritte näher bringen.

 

  1. Einkauf des Arbeitsmaterials, dazu gehören sowohl die Eier und Klappkarten, als auch Pinsel, Farbe, Holzperlen und Seidenbänder. Für die Eier habe ich inzwischen zwei zuverlässige Lieferanten gefunden, bei denen ich regelmäßig bestelle. Pinsel nutzen sich sehr schnell ab, oft haben sie nur noch drei Haare, ehe ich sie entsorge. Viele der ganz feinen Linien kann ich nur mit diesen hauchdünnen Pinseln bearbeiten. Es gibt jedoch auch eine ganze Reihe Spezialpinsel, die teilweise sehr kostenintensiv sind, so z. B. Fächerpinsel. Sie werden zum Malen von Wiesen oder Blättern an Bäumen oder spezielle Effekte benötigt. Auch dicke Rundpinsel, die man eigentlich zum Malen mit Wandfarbe nutzt, werden für bestimmte Techniken benötigt. Im Jahr verbrauche ich ca. 25 Pinsel, 300 - 500 Eier, 1 Packet á 100 Briefkarten mit Umschlag. Dazu kommt noch Origamipapier in Größenordnung für die Faltarbeiten. Holzperlen verbrauche ich ca. 1000 Stk. Es kommt also eine ganze Menge zusammen, was gelagert werden muss.
  2. Wenn das Material beschafft ist, suche ich für die Eier diverse Muster aus. Dazu habe ich mir Musterbücher angelegt, wo vor allem Kopien der Eigenentwürfe enthalten sind, aber auch Drucke von Holzdrucken. Ich habe eine ganze Reihe an speziellen Büchern, die sich mit der Geschichte des Holzdrucks und verschiedenen Epochen dieser Kunstrichtung befassen. Hier sind teilweise recht brauchbare Fotografien enthalten, die ich nutzen kann. Die Fotografien sind immer nur Inspiration, denn ein Holzdruck ist flach und ein Ei rund, also muss das Bild auf dem Ei angepasst, verändert oder ergänzt werden. Bei der Erstellung von Geschenkkarten gehe ich ähnlich vor. Ich suche mir Vorlagen und passe diese auf meine Verhältnisse an.
  3. Wenn ich die Vorlagen gefunden habe, die ich auf ein Ei oder Karte übertragen möchte, so ist der nächste Schritt, das passende Ei auszusuchen. Je nach Bild werden unterschiedliche Eier oder unterschiedliches Kartenmaterial benötigt. Anschließend suche ich mir die Farben und Pinsel zusammen, die ich für das Gemälde benötige. Ich habe jedoch immer einen riesen Haufen an Farbtuben vor mir liegen und drei Behälter mit diversen Pinseln. Manchmal reicht das, was ich ausgesucht hatte einfach nicht aus.
  4. Zwei Porzellanteller dienen mir als Mischpalette, die lassen sich am einfachsten säubern, wobei ich das nicht so sehr oft erledige, weil ich für außergeöhnliche Farbnuancen den Pinsel einfach einmal über den gesamten Teller huschen lasse.
  5. Dann beginne ich mit dem Übertragen der Details aus der Vorlage. Zunächst wird das Ei grundiert, also die Hintergrundfarbe oder Farben festgelegt. Spontan entscheide ich dann, welche Technik ich verwenden möchte, ob tupfen, anstreichen, in einander laufen lassen oder bespritzen, dieser Arbeitsschritt entscheidet wesentlich über das Aussehen des gesamten Eis.
  6. Je nach Motiv werden dann die einzelnen Bestandteile auf das Ei übertragen. Ich verwende keine Vorzeichnung oder Schablonen! Die Eier spieße ich auf Schaschlykspieße auf, damit ich sie vor mich, aber vor allem ins Licht halten kann. Bei Personen beginne ich meist mit dem Kopf, immer mit der Grundfarbe, die meistens Weiß ist oder eine Mischung aus Apriko, Rosé und Weiß. Dann fahre ich mit der Kleidung fort, auch hier wird zunächst nur die Grundfarbe aufgetragen, wobei hier bereits Falten oder andere Schattierungen eingearbeitet weren. Ich arbeite immer gleichzeitig an mindestens 4 - 9 Eiern. Je nach Bearbeitungsfortschritt müssen die Eier dann mindestens 15 Minuten trocknen, ehe mit der nächsten Schicht fortgefahren werden kann.
  7. Wenn alle Grundierungen fertig sind, beginne ich mit den kleinen, winzigen Details, z.B. Muster auf den Kimonos, Federn, feine Blüten oder die Umrandung von verschiedenen Bereichen. Die Gesichter werden fast zum Schluss aufgetragen, dann bekommen die Personen Charakter und einen Gesichtsausdruck.
  8. Die Eier müssen vor dem Lackieren mindestens 24 h trocknen, erst dann kann ich mit dem Lackieren beginnen. Einige Eier müssen mehrfach lackiert werden, so z. B. alle Zwergwachtelhuhn- Eier, denn sie sind zu zerbrechlich. Nach jedem Lackiervorgang müssen die Eier 24 h trocknen.
  9. Ehe ich die Eier von den Spießen befreie kontrolliere ich nochmals alle, ob sie fehlerfrei lackiert sind, ich keine Details vergessen habe oder durch das Lackieren Brüche in den Eischalen sichtbar geworden sind. Es kommt zum Glück selten vor, dass ein Ei völlig unbrauchbar nach dem Bemalen wurde und ich es zerstören muss. Wenn alles in Ordnung ist, werden die Eier vorsichtig von den Spießen gedreht, die Löcher nochmals nachgebohrt und fein säuberlich mit einem trockenen Tuch gereinigt.
  10. Passend zum Motiv werden nun die Holzperlen, Seidenbänder oder Baumwollfäden ausgesucht. Entscheide ich mich für einen Baumwollfaden, geht das Ei zur weiteren Bearbeitung an meinen Mann. Er hat eine super Technik entwickelt, wie er den Faden und die Nadel durch die kleinen Löcher bekommt. Die Aufhängung mit Seidenbändern bleibt bei mir für die Bearbeitung. Zunächst werden die Bänder auf Länge geschnitten, eine Perle aufgefädelt und mit mehrfachen Knoten vor dem Abfallen geschützt. Dann wird das Band durch das Ei gezogen, eine weitere Perle wird auf das Band gezogen und in einer Schlaufe verknotet. Alles wird noch einmal geprüft, ob es auch sicher hält. Alles in allem werden für jedes Ei 2- 4 Tage verwendet. Für die Karten benötige ich insgesamt einen Tag.
  11. Die fertig gestellten Eier oder Karten oder anderen Basteleien müssen fotografiert und mit entsprechendem Text in den Internetshop eingearbeitet werden.
  12. Wenn von Ihnen Aufträge zu mir kommen, dann schaue ich mir die Artikel im Internet an, suche alles zusammen, schreibe parallel eine Rechnung und verpacke die Eier in Noppenfolie und sortiere alles in einen Karton ein und versehe diesen mit einem Packetzettel mit ihrer Adresse und speziellen Klebebändern, die dafür sorgen, dass die Eier auch heil bei Ihnen ankommen.

Das war es dann eigentlich, bis auf die Buchhaltung, die noch erledigt werden muss.

 

Ich freue mich jedenfalls immer sehr, wenn von Ihnen ein kleines Feedback kommt, ob Ihnen die Eier gefallen haben. Letztendlich ist es eine WINWIN- Situation, ich habe ein schönes Hobby, das mich ausfüllt und mir Freude bereitet und Sie haben schöne Eier, die oftmals nicht nur zum Osterfest schön aussehen.